Verein & Historie

Unser Verein und unsere Historie

Das Lipperland-Orchester nahm seinen Anfang 1965 unter dem Namen „Blaskapelle Alverdisser Schützen“ und hat sozusagen drei Väter: den damaligen Schützenkönig Theo Sundermann, den Oberst Werner Hollenberg und natürlich Heinz Schneidewind, der über fast 40 Jahre den Weg des Orchesters als Vorsitzender und Dirigent bestimmte. Gelernt hatte er sein musikalisches Handwerk bei der Kapelle Baule in Lemgo, die sich in den 60er Jahren aufgelöst hat. Bis dahin war sie die Hauskapelle des Alverdisser Schützenvereins und von ihr wurde auch ein Teil der Instrumente und Noten übernommen.


Neunzehn junge Leute fanden sich damals in Alverdissen zusammen, sowohl solche mit Grundkenntnissen auf ihrem Instrument als auch echte Anfänger. Trotzdem dauerte es nicht allzu lange, bis sie sich im Jahre 1966 erstmals mit einem winzig kleinen Repertoire von nur drei Stücken anlässlich eines 18. Geburtstag präsentierten.

Geprobt wurde eigentlich überall: in Privatwohnungen, draußen im Garten, in Heinz Schneidewinds Fahrzeughalle, im Deutschen Haus, im Treppenhaus der Grundschule oder in der Zigarrenfabrik Garves.

Über ausbleibende Aufträge brauchte sich die junge Kapelle nicht zu beklagen, sie wurde recht schnell in der Region bekannt. Gespielt wurde auf Geburtstagen und Jubiläen, auf Dorffesten und zu Himmelfahrt, auf Schützenfesten und 1967 erstmalig zum Neujahrstag. Und im Jahre 1969 wurde der letzte fahrplanmäßige Personenzug der Extertalbahn mit Musik verabschiedet.

Die Stammbesetzung hat in wenigen Jahren ein beachtliches musikalisches Niveau erreicht, welches auch von den Musikern des Detmolder Landestheaters erkannt wurde.

In den siebziger Jahren wurde zusammen mit dem Theater die Operette „Im weißen Rössl“ von Ralf Benatzki sowohl in Detmold als auch auf Konzertreisen in NRW gespielt. Dadurch wurde die „Blaskapelle Alverdisser Schützen“ auch überregional bekannt, was 1983 die Namensänderung in „Lipperland-Orchester“ zur Folge hatte.


 

Die 70er und 80er-Jahre kann man als die goldenen Jahre des Lipperland-Orchesters bezeichnen, musikalisch und auch finanziell. Das zunächst sporadisch veranstaltete Neujahrskonzert am 1. Januar wurde regelmäßiger Bestandteil des jährlichen Konzertprogramms, seit 1981 jeweils in der neu erbauten Mehrzweckhalle an der Alverdisser Grundschule. Zusätzlich hatte sich in dieser Zeit eine Big Band gegründet, die moderne Tanzmusik spielte. Die Big Band des Lipperland-Orchesters hatte 1983 Premiere in der Braker Schloss-Scheune.

Neben den regelmäßigen Auftritten bei Schützenfesten, Stadtfesten oder Gesangvereinskonzerten in Nordlippe, reiste das Orchester gleich zweimal zum europäischen Musikfestival Antwerpen, nach Hamburg, Düsseldorf oder Berlin. Die Zusammenarbeit mit dem Detmolder Landestheater wurde in den 80er-Jahren für zwei weitere Spielzeiten wieder aufgenommen, diesmal u.a. mit dem Musical „Hello Dolly“.

Es zeigte sich aber auch, dass Jugendarbeit unerlässlich war, denn der eine oder andere Musiker verließ aus verschiedenen Gründen – privat oder beruflich bedingt – das Orchester. Die Stadt Barntrup und der Kreis Lippe haben aus Jugendfördermitteln beträchtliche Zuschüsse gewährt.

Die Jugendlichen von damals sind mittlerweile längst das Rückgrat des Orchesters geworden.


 

Das „Lipperland-Orchester“ war lange Zeit eine reine Männerkapelle. Das änderte sich mit der Nachwuchs-Initiative und den ersten jungen Damen im Orchester.

Im Jahre 1988 ergab sich die günstige Gelegenheit das alte Gebäude der Lippischen Raiffeisen-Genossenschaft am Alverdisser Bahnhof zu erwerben; es wurde in Eigenleistung zum Vereinsheim umgebaut.

Das „Odeon“ hat eine Menge Probleme gelöst, allen voran das des Probenraumes. Als die Bühne der neuerbauten Mehrzweckhalle für die Proben genutzt werden konnte, war zwar schon das Problem des häufigen Umherziehens gelöst, aber das Odeon löste gleich noch mehrere andere Schwierigkeiten: die umfangreiche Notensammlung fand ein neues Zuhause, wie auch eine Reihe von Instrumenten, die gerade nicht in Gebrauch waren. Ebenso zog ein Flügel in den Probenraum im Obergeschoss ein, während die Räumlichkeiten im Erdgeschoss zum Feiern hergerichtet wurden, sogar mit Theke und Küche.


 

Und hier am „Odeon“ findet seitdem das traditionelle Himmelfahrts-Frühshoppen statt, das früher in Heinz Schneidewinds Fahrzeughalle ausgerichtet wurde.

Große Auftritte in weiter entfernten Städten wurden allerdings seltener; in den 90er-Jahren blieb es bei Auftritten in der Region, dazu kamen Kurkonzerte in Bad Pyrmont und Bad Münder.

So hätte es eigentlich weitergehen können: ein musikbegeisterter Dirigent und engagierte Musiker, die zu ihren Engagements in Nah und fern mit dem Bus anreisten und im Anschluss daran auf Kosten der Kapelle im Deutschen Haus einkehrten; alle hatten unter der Woche einen Beruf und Musikmachen war das wunderschöne Hobby, bei dem man es sich gut gehen lassen konnte.


 

Aber die Zeit bleibt nicht stehen: viele waren bereits in mittlerem Lebensalter und für manchen begannen andere Dinge wichtiger zu werden, als an den Wochenenden regelmäßig auf Festen aller Art unterwegs zu sein. Die Rede ist hier von einem schleichenden Mitgliederschwund in den 90er-Jahren, der auch durch den Nachwuchs nicht ausgeglichen werden konnte.

Dies bedeutete, dass für fest gebuchte Engagements immer häufiger auf Gastmusiker zurückgegriffen werden musste, was die Vereinskasse in zunehmenden Maß belastete.
Die finanzielle Situation des Orchesters war durch den Erwerb und den Ausbau des „Odeons“ sowieso schon äußerst knapp, denn es mussten Schulden abgetragen werden.

Ein weiterer Grund für finanzielle Schwierigkeiten lag auch in der Satzung des Vereins begründet, denn § 14 bestimmte folgendes: „Der Vorstand besteht aus einer Person: Heinz Schneidewind.
Er behält dieses Amt bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden oder bis zum Widerruf durch die Mitgliederversammlung.“

So hervorragend er auch als Musiker und Dirigent war, so unbedarft war er andererseits im Umgang mit Finanzen. Und da niemand die bedrohliche Finanzsituation ernst nahm, liefen seit der Jahrtausendwende die Finanzen des Lipperland-Orchesters aus dem Ruder: Offene Rechnungen über Energiekosten des Odeons konnten nicht mehr beglichen werden, Zins- und Tilgungsverpflichtungen blieben offen. Es kam zum Streit. Etliche Mitglieder verließen in großer Verärgerung das Orchester, das dadurch im Herbst 2003 nicht mehr spielfähig und darüber hinaus auch noch zahlungsunfähig war. Dem Odeon drohte die Zwangsversteigerung. Heinz Schneidewind übernahm die moralische Verantwortung für das Malheur und verließ den Verein.

Der Weg für einen Neuanfang war nun offen. Verärgerte Mitglieder kehrten zurück, das Orchester war wieder spielfähig. Peter Werpup wurde zum neuen Vorsitzenden und Dirigenten gewählt, großzügige Spenden, Zuwendungen und Bürgschaften wurden dem Verein zur Verfügung gestellt, um die ärgsten Finanzlöcher zu stopfen; es konnte eine Umschuldung bewerkstelligt werden und das Vereinsheim war gerettet.


 

All dies spielte sich im Herbst 2003 ab, am 1. Januar 2004 war das Lipperland-Orchester mit seinem neuen Dirigenten Peter Werpup wie gewohnt zum Neujahrskonzert wieder präsent.

Die Satzung des Vereins wurde nun den demokratischen Regeln des Vereinsrechts angepasst und ins Vereinsregister eingetragen.

Seitdem werden die Finanzen korrekt und gut geführt und finanzielle Probleme gehören der Vergangenheit an. Doch die Vereinskasse hat sich immer noch nicht vollständig erholt.

Musikalisch gesehen hat sich der Dirigentenwechsel nicht negativ ausgewirkt, obgleich mancher befürchtete, dass sich die musikalische Qualität Schneidewinds kaum ersetzen ließe. Immerhin ist Peter Werpup, damals 35 Jahre alt, seit seinem 15. Lebensjahr im Orchester dabei; er ist studierter Musiklehrer, doch eine Orchesterleitung ist auch für ihn Neuland.

Dazu sagt er selbst anlässlich seines ersten Konzerts als Dirigent: „Ich bin mir bewusst, dass ich in sehr große Fußstapfen trete – und dass meine Füße kleiner sind… Wir wollen trotzdem versuchen, auch weiterhin gute Unterhaltung auf hohem musikalischem Niveau zu bieten und hoffen, dass das Publikum uns treu bleibt.“

Im Jahr 2005, stand das 40. Jubiläum des Orchesters an. Schon beim Neujahrskonzert war eine Filmmusik, nämlich die des Disney-Films „Spirit“ im Programm; das Jubiläum wurde dann im Juli am Alverdisser Schloss Open-Air mit einer „Film- und Musical-Gala“ gefeiert. Dazu Peter Werpup: „Man muss sein Repertoire ständig erweitern, um attraktiv zu bleiben und auch junge Leute anzusprechen.“

In den folgenden Jahren wurde das Repertoire mit Musicals und Filmmusiken wesentlich erweitert, ebenso wurde Popmusik vermehrt gespielt. Ansonsten blieben traditionelle Volks- und Schützenfestmusik weiterhin im Programm, auch der eingespielte Jahreslauf mit regelmäßigen Veranstaltungen wurde beibehalten.

Volkstümliche Blasmusik im Egerländer Stil ist trotz allem nach wie vor ein besonderer Schwerpunkt des Repertoires; deswegen wurde in den Jahren 2011 und 2013 für jeweils ein verlängertes Wochenende ein Mitglied der Egerländer als Gastdirigent eingeladen. Jeweils fand im Anschluss dann ein Konzert mit Bertold Schick in Alverdissen (2011) und Peter Jenal ein Konzert in Bösingfeld (2013) statt.

Ein besonderes Highlight ist das alle drei Jahre stattfindende Open-Air Benefizkonzert „Lippe meets Scottland“. Zusammen mit anderen lippischen Blasorchestern und Schottischen Pipe Bands sorgen wir für einen ganzen Tag voller Musik im historischen Ambiente des Gut Ullenhausens. 

 

 


 

Seit einigen Jahren haben wir wieder mehrere Jugendliche in unseren Reihen und das Orchester ist wieder an eine gesunde Mitgliederstärke herangewachsen. Die Jugendlichen übernehmen führende Stimmen in unserem Orchester und kümmern sich außerdem um wichtige Hintergrundarbeit.

Wir sind heute ein solides Blasorchester mit einem vielseitigen Repertoire, was neben der Musik auch zwischenmenschlich hervorragend harmoniert. Gemeinsam erleben wir als Freunde eine großartige Zeit und gehen gemeinsam unser Hobby, dem Musikmachen, nach.